Der Heikin-Ashi-Chart

Heikin-Ashi Trendphasen

Der Heikin-Ashi-Chart ist eine Möglichkeit den Kursverlauf eines Wertes abzubilden, welche aber deutlich seltener verwendet wird als der „normale“ gängige Kerzen-Chart. Während dieser den Höchst- und Tiefstkurs einer Periode, sowie den dazugehörigen Eröffnungs- und Schlusskurs anzeigt, ist die Berechnung der Heikin-Ashi-Kerzen etwas komplexer. Der Fakt, dass die Kerzen erst noch berechnet werden müssen unterscheidet sie wesentlich von anderen Darstellungsmethoden. Daraus folgt auch, dass nicht der eigentliche Kurs gezeigt wird – näheres folgt dazu in der Erläuterung der Berechnung. Linie

Die Berechnung und Darstellung vom Heikin-Ashi-Chart

Bei der Darstellung gibt es – wie bei dem normalen Kerzenchart auch – zwei verschiedene Farben (für eine negative und positive Kerze). Meistens werden dafür rot und grün verwendet, allerdings kann daraus nicht direkt geschlossen werden, dass die Handelsbilanz der betroffenen Zeitperiode auch positiv bzw. negativ ist. Dieser Aspekt wird später noch einmal genauer thematisiert.

1. Eröffnungskurs
Für die Berechnung der Heikin-Ashi-Kerzen benötigt man neben dem aktuellen Kursverlauf zusätzlich Informationen über die Kurse der vorherigen Zeitperiode. Relevant ist der Eröffnungs- und Schlusskurs der letzten Handelsperiode, da aus diesen der „Eröffnungskurs“ des jetzigen Intervalls berechnet wird. Dieser berechnete Eröffnungskurs entspricht natürlich nicht dem wirklichen Eröffnungs-Niveau, aber ist im Chart als erster Kurs des jetzigen Intervalls zu erkennen.

Eröffnungskurs = (letzter Eröffnungskurs + letzter Schlusskurs) : 2

Bezieht man dies auf den normalen Kerzen-Chart, bei dem der Körper zwischen dem „echten“ Eröffnungs- und Schlusskurs liegt, so wäre die Heikin-Ashi-Eröffnung genau auf der Hälfte dieses Körpers.

2. Schlusskurs
Der Schlusskurs ist ebenfalls nicht der letzte Kurs der Zeitperiode, sondern muss separat berechnet werden, wobei kein Bezug zur vorherigen Kerze geschieht. Hier addiert man den Höchst- und Tiefstkurs zu dem Eröffnungskurs (also dem „echten“ ersten Kurs des Intervalls, nicht dem errechneten Eröffnungskurs, der im Heikin-Ashi-Chart dargestellt wird) und dem Schlusskurs.

Schlusskurs = (Eröffnungskurs + Schlusskurs + Hoch + Tief) : 4

Die Kerzen im normalen Kerzen-Chart werden aus genau diesen vier Kursmarken konstruiert, welche zur Berechnung des Heikin-Ashi-Schlusskurses verwendet werden.

3. Höchstkurs
Hier wird das Maximum aus dem Heikin-Ashi-Eröffnungskurs, dem Heikin-Ashi-Schlusskurs und dem „normalen“ Höchstkurs gewählt.

4. Tiefstkurs
Der Tiefstkurs der Heikin-Ashi-Kerze ist das Minimum aus dem Heikin-Ashi-Eröffnungskurs, dem Heikin-Ashi-Schlusskurs und dem „normalen“ Tiefstkurs gewählt.

Heikin-Ashi Unterschied

Bild 1: Auf den ersten Blick sehen die Charts (bis auf die Farben) ähnlich aus, allerdings unterscheiden sich die jeweiligen. Kerzenkörper; ein Beispiel ist im schwarzen Kasten (und am Strich) zu sehen (EURUSD, Monthly, 2007 bis 2020).

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Besonderheiten

Kerzenfärbung
Durch die besondere Berechnung der Heikin-Ashi-Kerzen ist es nicht möglich anhand der Kerzenfarbe darüber zu entscheiden, ob die Handelsbilanz wirklich positiv oder negativ ist. Bei dem normalen Kerzenchart entscheidet sich die Kerzenfarbe danach, ob der Schlusskurs über oder unter dem Eröffnungskurs liegt. Daraus lässt sich direkt ein Rückschluss auf die Handelsbilanz ziehen.
Bei dem Haikin-Ashi-Chart kann der Heikin-Ashi-Eröffnungskurs jedoch über dem Heikin-Ashi-Schlusskurs liegen und die Färbung wäre somit rot, obwohl eigentlich eine positive Bilanz vorliegt (der Körper im normalen Kerzenchart wäre also nicht rot). Dasselbe gilt auch andersherum bei eigentlich negativen Perioden.

Kurslücken
Diese existieren in dieser Darstellungsvariante nicht, da die Eröffnung immer zwischen dem letzten Eröffnungs- und Schlusskurs liegt. Eine Kurslücke kann auf diese Weise nicht entstehen.

Verwendung der Heikin-Ashi-Kerzen

Da die Heikin-Ashi-Kerzen nicht so häufig die Farbe wechseln und damit längere Serien einer Farbe erkennbar sind, kann man sie vor allem als Bestätigung oder Identifikation eines Trends verwenden. Es gibt Strategien, die sich genau auf diese Eigenschaft berufen und dann eine Schließung der Position vornehmen, wenn die Farbe der Kerzen wechselt. Hierfür sollten jedoch feste Regeln bestehen; also ob eine einzige andersfarbige Kerze bereits ausreicht um eine Positionsschließung zu rechtfertigen.
Im Gegensatz zum normalen Kerzenchart kann somit einer längeren Bewegung anhand der Kerzenfarben gut gefolgt werden. Gleichzeitig spiegelt das aber auch den Schwachpunkt wider, wenn sich der Markt in einer Seitwärtsphase befindet. Wie auch bei Indikatoren entstehen in diesen Phasen deutlich mehr Fehlsignale. Bezieht man sich auf die Farbwechsel, so finden diese z.B. häufiger statt ohne dass eine wirklich nachhaltige große Bewegung geschieht, wenn sich der Markt in einer trendlosen Phase befindet.

Wichtig ist dabei, dass man den normalen Kerzenchart stets zur Hand hat und die eigentliche Trenddefinition durch steigende oder fallende Hochs und Tiefs nicht aus dem Blick verliert. Abschwächendes Momentum kann durch einen Wechsel der Kerzenfarbe des Heikin-Ashi-Charts zwar gut erkannt werden, allerdings sollte die Trendeinordnung nach Dow nicht vernachlässigt werden. Werden die Körper im Heikin-Ashi-Chart immer kleiner und die Dochte/Lunten größer, so ist dies ein erstes Warnsignal, dass der Trend schwächer wird.

Heikin-Ashi Trendphasen

Bild 2: Die Trendphasen sind im Chart gut erkennbar (SPX, Daily, Mai 2020 bis Dezember 2020).
Hier ist ein gutes Beispiel zu sehen: Sobald ein Trend eine gewisse Stärke hat, finden wenige Farbwechsel statt, es sei denn die Richtung wird nachhaltig geändert. In den orangenen Kästen sieht man „Fehlsignale“ bzw. den Nachteil, wenn man nach einer kleinen andersfarbigen Kerze sofort die Position schließt oder sogar umkehrt. In den blauen Seitwärtsphasen sind kurzfristige Farbwechsel noch häufiger zu entdecken.

Zusammenfassung

Der Heikin-Ashi-Chart ist zwar nicht die am häufigsten anzutreffende Variante der Kursdarstellung, aber sie ist vor allem geeignet um die Trendrichtung und das Momentum einzuschätzen. Durch Farbwechsel zeigt sie schon früh einen potenziellen Trendwechsel an, was aber nicht bedeutet, dass dieser gemäß der Dow-Theorie (Definition unter anderem über steigende Hochs und Tiefs) wirklich geschehen wird.
Man sollte unbedingt beachten, dass die Heikin-Ashi-Kerzen nicht den wirklichen Kursverlauf zeigen, sondern auf eine besondere Art und Weise berechnet werden. Empfehlenswert ist es aus diesem Grund einen weiteren Chart (z.B. den „normalen“ Kerzenchart) zu öffnen und regelmäßig im Blick zu haben.  

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Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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