Der Trend

Trend

Der Trend ist das Basiswerkzeug für die meisten Anwender der Technischen Analyse, da er darüber Auskunft gibt, ob in einem Markt die Käufer oder Verkäufer die stärkere Position einnehmen. Es ist durchaus sinnvoll zu wissen, ob man sich mit einem Trade/Investment gegen die breite Masse der Anleger (also gegen den Trend) stellt oder in Trendrichtung handelt. Die Definition des Trends ist dabei auf alle verschiedenen Märkte in den unterschiedlichen Zeiteinheiten anwendbar.

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Die drei Trendrichtungen

Man unterscheidet die Struktur im Chart zwischen drei Trendrichtungen: aufwärts, abwärts und seitwärts. Die letzte Möglichkeit wird häufig auch als „trendlos“ bezeichnet, da keine starken und nachhaltigen Bewegungen in eine Richtung entstehen. Deshalb sind diese Phasen für viele Händler auch schwierig zu bewältigen, da es beliebt ist immer in Trendrichtung zu handeln. Wird die seitwärtsgerichtete Struktur nicht rechtzeitig erkannt, so ist es häufig schwierig die Verluste anständig einzugrenzen. Kann man jedoch die Trends richtig einschätzen und weiß in welcher Marktphase man sich befindet, so kann man das meistens erfolglose Handeln in Seitwärtsphasen (für die genannten Trendhändler) zum Teil vermeiden.

Ein Aufwärtstrend zeichnet sich durch steigende Hochs und Tiefs aus. Immer wenn das vorherige Hoch überboten wird, gilt die Fortsetzung des Trends als bestätigt. Das vergangene Tief darf dann nicht unterboten werden, damit der Aufwärtstrend nicht gefährdet wird. Würde das Tief unterboten werden, dann würde die Korrekturphase länger andauern als die vorherige Trendbewegung. Tritt dieser Fall ein, so ist das Ende des Trends (zumindest vorerst) die logische Schlussfolgerung.

Bild 1: Aufwärtstrend, erkennbar an den steigenden Hochs und Tiefs (GBP/USD, H1, 27.07.2020 bis 30.07.2020).

Aufwärtstrend

Ein Abwärtstrend spiegelt das genaue Gegenteil des Aufwärtstrends wider. Er ist durch fallende Hochs und Tiefs im Kursverlauf erkennbar und wird immer dann bestätigt, wenn ein neues Tief ausgebildet wird. Das letzte Hoch darf dabei nicht überboten werden, da dies einen Trendwechsel zeigen würde.

Bild 2: Abwärtstrend, erkennbar an den fallenden Hochs und Tiefs (Deutsche Bank AG, Daily, Dez. 2017 bis Mai 2018).

Abwärtstrend

In einem Seitwärtstrend scheinen sich Käufer und Verkäufer in einem gewissen Gleichgewichtszustand zu befinden. Da kein nachhaltig neues Hoch oder Tief ausgebildet wird, bewegt sich der Kurs in einer Trading Range. Diese wird an der Unterseite durch eine Unterstützung und an der Oberseite durch einen Widerstand begrenzt. Manche Händler nutzen dies und eröffnen z.B. an der Unterseite Long-Positionen, welche an dem Widerstand wieder geschlossen werden. Die Problematik bei Seitwärtsphasen besteht darin, diese rechtzeitig als solche zu erkennen, sodass man als Trendfolge-Händler entsprechend reagieren kann. Ratsam ist es häufig, erst einmal den Ausbruch abzuwarten oder gegebenenfalls seine Handelsweise anzupassen

Bild 3: Seitwärtstrend bzw. trendlose Phase, erkennbar durch Seitwärtsbewegung ohne Ausbildung neuer Hochs oder Tiefs (E.ON SE, Weekly, Jan. 2018 bis Jan. 2020).

Seitwärtstrend

Korrekturen

Bei der Definition von Trends ist es essenziell zu wissen, welche Hochs und Tiefs nun relevant sind. Nur so kann man präzise entscheiden, wann ein Trend gebrochen wird. Die Korrekturen eines Trends finden aus naheliegenden Gründen entgegen der eigentlichen Marktrichtung statt und haben somit eine gegenläufige Struktur. Allerdings ist bei der Interpretation Vorsicht geboten: Befindet man sich in einem Aufwärtstrend, so kann eine Korrektur selbst aus einer Reihe fallender Hochs und Tiefs bestehen. Dies zeigt aber nur, dass der untergeordnete Trend abwärtsgerichtet ist. Erst wenn das letzte Trendtief herausgenommen wird, hat eine Umkehr stattgefunden. In dem Beispiel bei Gold ist das (für den Trend relevante) Tief zusätzlich mit einer blauen Linie markiert. Dies darf in der Korrektur nicht nachhaltig unterboten werden.

Bild 4: Aufwärtstrend (Rechtecke) und Korrektur als untergeordnete Abwärtsstruktur (Ellipsen) (Gold, H1, 08. Juli 2020 bis 13. Juli 2020)
Aufwärtstred Rechtecke

Handeln mit dem Trend

Viele Marktteilnehmer handeln bevorzugt in Richtung des Trends, was sich durch einen Teil der Dow-Theorie gut erklären lässt. Laut Charles Dow (Dow gilt als Urvater der Technischen Analyse) hat ein Trend immer eine höhere Wahrscheinlichkeit sich fortzusetzen, als sich umzukehren. Da jedes Handeln an der Börse immer ein Abwägen von Wahrscheinlichkeiten ist, um sich im Endeffekt für das wahrscheinlichere Szenario zu entscheiden, ist der Trendfolgeansatz beliebt.
Das bedeutet jedoch nicht, dass das Handeln von Trendkorrekturen nicht erfolgreich sein kann. Man sollte aber immer wissen, ob man aktuell gegen den übergeordneten Trend handelt oder nicht. Dies wirkt sich z.B. auf die Bestimmung der Kursziele aus, bei denen man Gewinne realisieren möchte. Befindet man sich z.B. in einer Trendkorrektur, so sollte man wissen, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass die übergeordnete Trendrichtung wieder aufgenommen wird und es statistisch unwahrscheinlicher ist, dass sich die Richtung der Korrektur in die höheren Zeiteinheiten durchsetzt. Deshalb geht es beim Handeln von Korrekturen vor allem darum, dass man abschätzt, bis wohin die letzte Trendbewegung vermutlich korrigiert wird, um dort dann Gewinne zu realisieren. Beim Handeln in Trendrichtung hingegen kann probiert werden den Trend weiter mitzunehmen und „mit der Masse mitzuschwimmen“.

Das Volumen

Es gibt bei den einzelnen Trends wichtige Situationen, bei denen das Handelsvolumen ansteigen sollte. Dadurch weiß man, dass mehr Marktteilnehmer diese Bewegung stützen. Grundsätzlich sagte schon Dow, dass das Volumen immer in Trendrichtung ansteigen und in Korrekturphasen abnehmen sollte. Allerdings sollten auch charttechnische Ausbrüche von einem Volumenanstieg begleitet werden. Ein Ausbruch erfolgt bei einer Trendfortsetzung mit der Ausbildung eines neuen Hochs (in Aufwärtstrends) bzw. eines neuen Tiefs (in Abwärtstrends). Sieht man den gewünschten höheren Umsatz, so lässt sich dies als weitere Bestätigung deuten, dass der Trend noch nicht „erschöpft“ ist.

Möchte man auf Basis der Technischen Analyse handeln, so ist das Einschätzen der Marktlage anhand von Trends nahezu unumgänglich. Mit der Trenddefinition können charttechnisch relevante Marken ausfindig gemacht werden, welche nicht nachhaltig über-/unterboten werden dürfen, damit der Trend intakt bleibt.Zudem ist das Unterscheiden der verschiedenen Trendrichtungen, sowie die Differenzierung zwischen einer Trendbewegung und einer Korrektur wichtig, um das Handeln an den Märkten anständig zu planen. Gerade der Ansatz, dass Trends immer eine höhere Wahrscheinlichkeit haben sich fortzusetzen, als sich umzukehren, muss bei einem Trade/Investment berücksichtigt werden.

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Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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