Die Average True Range - Das richtige Risiko- und Money-Management in jeder Marktphase

Wave ATR

Dass sich die Märkte bewegen, ist für Trader und Anleger eine klare Sache. Doch die Intensität dieser Bewegung bereitet den Marktteilnehmern häufig Kopfzerbrechen. Die Volatilität, also die Schwankungsbreite eines Marktes, ist ein zentrales Element in der Analyse. Sie gibt Auskunft darüber, wie stark oder schwach sich die Märkte bewegen, und eignet sich daher sehr gut, um Stopps korrekt zu platzieren. Eine spezielle Berechnungsart der Volatilität ist die sogenannte „Average True Range“, kurz ATR. Wir zeigen Ihnen, wie diese berechnet wird, wie sie in der Praxis funktioniert und wie man sie für die Stoppsetzung verwendet – und zwar in jeder Marktphase.


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Sechs Marktphasen

Die Märkte können sich in drei verschiedene Richtungen bewegen: nach oben, nach unten oder seitwärts. Zusätzlich spielt die Volatilität eine große Rolle: Ist sie hoch oder niedrig? Daraus ergeben sich insgesamt sechs charakteristische Marktphasen, die an den Märkten vorherrschen können (Tabelle 1): Der Markt bewegt sich bei niedriger Volatilität nach oben, nach unten oder seitwärts oder er bewegt sich bei hoher Volatilität nach oben, nach unten oder seitwärts. Diese Untergliederung entspricht dem klassischen Verständnis der Marktstruktur und erfasst alle Situationen aus der Ergebnisperspektive.

Tabelle 1: Die sechs Marktphasen

Tabelle 1 Die sechs Marktphasen

Tabelle 1: Hier sehen Sie eine schematische Darstellung der sechs charakteristischen Marktphasen. Der Markt kann sich bei niedriger oder hoher Volatilität nach oben, unten oder seitwärts bewegen.

 

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Die Average True Range

Average True Range heißt auf Deutsch „die durchschnittliche wahre Spanne“. Sie gilt als Gradmesser für die Volatilität. Als Range wird dabei die Spanne zwischen Hoch und Tief an einem Handelstag bezeichnet. Eröffnet der DAX beispielsweise bei 5900, steigt dann im Hoch auf 5950 und fällt schließlich auf 5890 zurück, um dann wieder zu steigen und bei 5910 zu schließen, dann beträgt die Spanne 60 Punkte – eben die Differenz zwischen Hoch und Tief. Eröffnungs- und Schlusskurs spielen keine Rolle. Nun haben wir die Range, aber noch nicht die True Range. Diese bezieht in ihre Überlegung beziehungsweise Berechnung mit ein, dass die Meinungsbildung an den Märkten nicht ausschließlich während der offiziellen Handelszeiten stattfindet. Im Gegenteil: Gerade in den Zeiten, in denen die Börsen geschlossen haben, findet ein Meinungsbildungsprozess statt, der seinen Ausdruck dann im Eröffnungskurs findet und oftmals in sogenannten „Kurslücken“ resultiert. Wenn der DAX gestern bei 5900 schloss und heute bei 5940 eröffnet, hat die Trading-Gemeinde offensichtlich über Nacht eine positive Einstellung gewonnen und ist kollektiv bereit, für den Index mehr zu zahlen als am Vortagesschluss. Die Average True Range wird nun gebildet, indem man einen Durchschnitt dieser Werte über einen bestimmten Zeitraum bildet. Gängig hierfür sind beispielsweise 14 Tage.

Berechnung der ATR

Daraus ergibt sich folgende Berechnung, wobei die ATR die jeweils größte aus folgenden drei Möglichkeiten ist:

  1. Die Distanz vom heutigen Hoch zum heutigen Tief.
  2. Die Distanz vom gestrigen Schluss zum heutigen Hoch.
  3. Die Distanz vom gestrigen Schluss zum heutigen Tief.

Sehen wir uns dazu ein konkretes Beispiel zur Berechnung der ATR an (Bild 1): Bei D1 reicht die Tagesspanne in die Spanne des Vortages und ist somit die größte der drei Möglichkeiten. Bei D2 und D3 sind Lücken entstanden, die bei der Berechnung der ATR Berücksichtigung finden.

Bild 1: Die drei Distanzen

Bild 1 Die drei Distanzen

Bild 1: Bei D1 reicht die Tagesspanne in die Spanne des Vortages und ist somit die größte der drei Möglichkeiten. Bei D2 und D3 sind Lücken entstanden, die bei der Berechnung der ATR Berücksichtigung finden.

Die richtige Stoppsetzung

Märkte bewegen sich nicht immer gleichförmig. Es gibt Phasen heftiger Bewegung, die sich mit Phasen relativer Ruhe abwechseln. Abwärtstrends verlaufen in der Regel schneller und volatiler als Aufwärtsbewegungen. Wir haben also, wie bereits erwähnt, durchaus unterschiedliche Situationen an den Märkten; diesen muss man mit Flexibilität begegnen, vor allem bei der Stoppsetzung.
Man stelle sich vor, ein Daytrader im DAX hat die Regel, jede Position mit einem Stopp von 25 Punkten abzusichern.

Die durchschnittliche Schwankungsbreite, also die ATR, beträgt jedoch um die 80 Punkte. Es ist klar, dass diese beiden Parameter nicht zusammenpassen. Der Markt schwankt bei diesem Wert also durchschnittlich um die 80 Punkte pro Tag. Mit dem 25-Punkte-Stopp muss der Trader davon ausgehen, dass er einfach aufgrund von Zufallsschwankungen ausgestoppt wird. Bei einer ATR von 80 Punkten befinden wir uns übrigens in einer ruhigen Marktphase. Wenn richtig Bewegung in den Märkten ist, kann dieser Wert durchaus die 300er-Marke überschreiten (wie zuletzt im Oktober/November 2008). Stopps müssen daher an die aktuelle Marktvolatilität angepasst werden. Die ATR ist ein hervorragendes Mittel, um dabei den angemessenen Abstand zu definieren. Auf diese Weise kann eine Vielzahl zufällig ausgestoppter Trades eliminiert werden. Aber damit nicht genug: Die ATR ist auch immer ein Gradmesser für das aktuell im Markt vorherrschende Risiko. Ist die Volatilität hoch, ist auch das Risiko hoch und umgekehrt. Professionelle Marktteilnehmer reagieren auf solche Situationen mit einer Anpassung der Positionsgröße. Bei zunehmendem Risiko wird die Trade Size verringert, bei abnehmendem Risiko kann wieder mehr Kapital eingesetzt werden. Hierzu macht man den Kapitaleinsatz abhängig von der Stoppgröße und kann das Trade-Risiko somit auf recht einfache Weise zu steuern.


LESEN Sie mehr dazu, wie Sie die ATR clever und effizient zur Stopp-Setzung verwenden.

Die Average True Range - Mit diesem Werkzeug setzen Sie Ihre Stopps noch effizienter

Weiter geht es mit einem Beispiel für eine ATR im DAXChart: Bild 2 zeigt den DAX über einen Zeitraum von zwei Jahren mit der ATR im unteren Chartabschnitt. Die Skala auf der rechten Seite im unteren Chartabschnitt zeigt dabei die Werte der ATR in Punkten. Die aktuelle Schwankungsbreite des DAX liegt bei zirka 150 Punkten. Im Unterschied dazu verzeichnete der DAX im Oktober und November 2008 Werte von bis zu 360 Punkte. Daran können Sie sehen, wie wichtig es ist, die Volatilität im Auge zu behalten und in jegliche Überlegungen zu Trades oder Investitionen mit einzubeziehen.

Bild 2: ATR im DAX

Bild 2 ATR im DAX

Bild 2 zeigt den DAX über einen Zeitraum von zwei Jahren. Im unteren Abschnitt sehen Sie die dazugehörige ATR, die zum Teil erheblich schwanken kann. Während sie aktuell bei 150 Punkten liegt, wies sie im Oktober und November 2008 Werte bis 360 auf.

Risiko- und Money-Management bei niedriger Volatilität

Betrachten wir nun ein Beispiel für das Risiko- und Money-Management bei niedriger Volatilität mittels der ATR. Ein Trader hat 10 000 Euro Kapital zur Verfügung und seine Regel besagt, dass er pro Trade nicht mehr als drei Prozent seines Kapitals verlieren möchte, also 300 Euro. Nun möchte der Trader die Allianz-Aktie kaufen, die bei 95 Euro notiert und eine ATR von 1,4 aufweist (Bild 3, rechte Seite). Der Stopp sollte größer als 1,4 sein, um der Gefahr des zufälligen Ausstoppens zu entgehen. Er legt den Stopp daher etwas mehr als zwei ATR entfernt auf 92 Euro und hat somit ein Risiko von drei Euro pro Aktie. Nun dividiert er sein Risikokapital (300 Euro) durch drei und erhält die Anzahl der Aktien, die er bei dieser Volatilität und dem festgelegten Risiko kaufen kann: 100 Stück. Sie sehen, dass unser Trader bei niedriger Volatilität eine hohe Positionsgröße wählen kann. Entwickelt sich der Kurs entgegen seiner Erwartung und fällt auf 92 Euro, wird er ausgestoppt und verliert 300 Euro.

Bild 3: Hohe und niedrige ATR bei der Allianz-Aktie

Bild 3 Hohe und niedrige ATR bei der Allianz-Aktie

Bild 3 zeigt die Allianz-Aktie über einen Zeitraum von zwei Jahren mit der dazugehörigen ATR im unteren Chartabschnitt. Während die Volatilität (ATR zehn Euro, Kurs 74 Euro) und damit auch das Risiko im Oktober und November 2008 sehr hoch waren, wies die Aktie Anfang April 2010 eine wesentlich niedrigere Volatilität (ATR 1,4 Euro, Kurs 95 Euro) und damit auch ein geringeres Risiko auf. Je nach Volatilität muss der Trader seine Positionsgröße anpassen, um das Risiko konstant zu halten.

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Risiko- und Money-Management bei hoher Volatilität

Wie gehen wir vor, wenn die Volatilität und damit auch das Risiko höher sind? Sehen wir uns dazu ein Beispiel an: Unser Trader hat wieder 10 000 Euro zur Verfügung, von denen er maximal drei Prozent, also 300 Euro riskieren möchte. Die Allianz-Aktie steht bei 74 Euro und hat eine ATR von zehn Euro (Bild 3, linke Seite). Der Stopp sollte möglichst größer als zehn sein, um der Gefahr des zufälligen Ausstoppens zu entgehen. Der Trader legt den Stopp zwei ATR entfernt auf 54 und hat somit ein Risiko von 20 Euro pro Aktie. Nun dividiert er sein Risikokapital in Höhe von 300 Euro durch 20 und erhält damit die Anzahl der Aktien, die er bei dieser Volatilität und dem vorgegeben Risiko kaufen kann: 15 Stück. Sie sehen, dass unser Trader bei höherer Volatilität seine Positionsgröße anpassen muss und wesentlich weniger Aktien kaufen kann als bei niedriger Volatilität. Nur so kann er sein Risiko konstant halten – egal in welcher Marktphase. Sollte sich der Kurs also entgegen seiner Erwartung entwickeln und auf 54 Euro fallen, wird der Trader ausgestoppt und verliert wie schon bei niedriger Volatilität lediglich 300 Euro. Allerdings spielt auch die Zeitkomponente eine wichtige Rolle für das Risiko- und Money-Management. So sollte ein kurzfristig orientierter Trader die aktuelle ATR als Maßstab wählen, während ein mittel- bis langfristig orientierter Anleger einen Durchschnittswert der ATR verwenden sollte. Wie Sie in den Bildern 2 und 3 erkennen können, kann die ATR zum Teil erheblich schwanken. Wenn also ein Anleger seine Position zum Beispiel sechs Monate lang halten will, sollte er den Durchschnittswert der ATR in den letzten sechs Monaten berechnen, um eine sinnvolle Stoppsetzung beziehungsweise ein angemessenes Risiko- und Money-Management anzuwenden. Hält ein Trader seine Position dagegen nur für ein paar Tage, kann er für seine Berechnungen einfach auf die aktuelle ATR zurückgreifen.

Fazit

Die Average True Range ist ein unersetzliches Hilfsmittel für jeden Trader und Anleger, um das der aktuellen Marktsituation innewohnende Risiko abzuschätzen und den Kapitaleinsatz entsprechend zu steuern. Ohne ein solches Tool ist die Stoppsetzung oft nicht mehr, als nur ein Ratespiel. Auch wenn ein Trader charttechnische Stoppmarken verwendet, sollte er immer darauf achten, dass diese innerhalb der aktuellen ATR liegen.

Quelle: TRADERS' Mag.


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