Fibonacci - In Trendbewegungen Kursziele errechnen

Fibonacci Kursverlauf

Die Fibonacci-Zahlenfolge lässt sich in unserem Universum an diversen Stellen wiederfinden. Beim DNA-Strang, aber auch beim spiralförmigen Aufbau der Milchstraße sind Ratios der Fibonacci-Sequenz anzutreffen. Auch an der Börse kann man den Einfluss der Zahlenfolge mit verschiedenen Werkzeugen sichtbar machen und für sich nutzen.

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Fibonacci Ratios

Bild 1: Hier sieht man einen DNA-Strang, bei dessen Form „Fibonacci-Verhältnisse/Ratios“ erkennbar sind. Der Kehrwert vom Goldenen Schnitt ist 0,618… und ist ebenfalls ein wichtiges Retracement an der Börse, was im Verlauf des Artikels näher erläutert wird. 

Die Fibonacci-Zahlenfolge

Die Fibonacci-Zahlenfolge lautet: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, … Dabei ist das Schema ziemlich offensichtlich: Man addiert jede Zahl mit ihrem Vorgänger und erhält auf diese Weise das nächste Glied der Folge (z.B. 13+21=34).
Der Namensgeber der Folge ist Leonardo da Pisa (oder auch Leonardo Fibonacci genannt), welcher im Jahre 1202 von dieser berichtete.

Aus den Zahlen ergeben sich gewisse Ratios (Verhältnisse), welche dem Menschen besonders harmonisch erscheinen. Teilt man z.B. jede Zahl durch ihren Vorgänger, so nähert 

sich das Ergebnis (mit steigenden Werten der verwendeten Glieder) ca. 1,618 an. Bekannt ist dieser Wert auch als Goldener Schnitt, der in der Natur auftaucht oder auch von Menschen bei bekannten Bauwerken und Kunstwerken genutzt wurde.
Ein Rechteck erscheint beispielsweise als besonders harmonisch (manche nennen es auch perfekt), wenn die Seitenlängen dem Verhältnis 1,618 entsprechen. Man spricht dann auch von einem Goldenen Rechteck.
Bei vielen Gebäude wie z.B. der Kathedrale Notre-Dame (in Reims) lassen sich vor allem an der Fassade die Fibonacci-Ratios herleiten. Auch das bekannte Kunstwerk Mona Lisa von Leonardo da Vinci folgt den harmonischen Proportionen.


Kathedrale Reims

Bild 2: Die Kathedrale in Reims, bei der die Architekten den Goldenen Schnitt verwendeten. Unter anderem die Verhältnisse der Höhen der Bögen und „Stockwerke“ spiegeln das Ratio wider (Bildquelle: https://structurae.net/de/bauwerke/kathedrale-von-reims).

 Meistens haben sich die verantwortlichen Personen nicht nur auf die 1,618 als Verhältnis beschränkt, sondern u.a. auch den Goldenen Winkel und weitere Kenngrößen der Fibonacci-Sequenz verwendet.
Weitere Ratios, die man auch an den Finanzmärkten nutzen kann, stelle ich im Folgenden Abschnitt vor.

Der Einfluss an den Finanzmärkten

Auch beim Handel an der Börse kann man die Fibonacci-Zahlenfolge nutzen. Dabei gibt es verschiedene Werkzeuge, welche je nach Strategie in unterschiedlichen Situationen genutzt werden können. Einige Trader handeln fast ausschließlich auf Basis der Ratios, welche aus der Folge ableitbar sind.

Fibonacci in Korrekturen 

Das Fibonacci-Retracement wird angelegt, wenn eine Korrektur einer Bewegung stattfindet. Befindet man sich in einer Korrektur einer Aufwärtsbewegung, so legt man das Retracement vom Trendtief an das Trendhoch an. Wird eine Abwärtsbewegung korrigiert andersherum.
Das Fibonacci-Retracement besteht dann aus verschiedenen Leveln: (am häufigsten verwendet werden:) 23,6%, 38,2%, 61,8% und 78,6%, welche alle aus der Zahlenfolge berechnet werden können. 
Die prozentualen Werte zeigen dann an, wie weit die vorherige Bewegung korrigiert wird. Während eine 23,6%-Korrektur nur in sehr starken Trends auftritt, wird die 78,6% häufig auch als „Last Line of Defense“ der Marktteilnehmer - die in Trendrichtung positioniert sind - bezeichnet. Wird dieses Retracement nachhaltig gebrochen, dann wird eine 100%-Korrektur der Trendbewegung sehr wahrscheinlich.
Setzt die Korrektur ein, so sind die Bereiche um diese Level wahrscheinliche Umkehrzonen, in denen die Haupttrendrichtung wieder aufgenommen werden könnte. Charles Dow (auch bekannt als „Urvater“ der Technischen Analyse) sprach bereits von einer 1/3- und 2/3-Korrektur, welche ungefähr den Levels 38,2% und 61,8% entsprechen. Zudem erwähnte Dow auch eine 50%-Korrektur, welche ebenfalls wahrscheinlich scheine. Das 50%-Level wird bei vielen Chart-Softwares bei dem Fibonacci-Retracement-Werkzeug mit angezeigt, allerdings ist die 0,50 im Gegensatz zu den anderen Ratios nicht direkt aus der Zahlenfolge herzuleiten.

Fibonacci-Retracement

Fibonacci in Trendbewegungen

Auch in Trendbewegungen können Kursziele mit Werkzeugen errechnet werden, die auf der bekannten Zahlenreihe basieren. Häufig werden die Fibonacci-Projektionen verwendet, welche aber nur ein Beispiel sind. Es gibt noch weitere Instrumente, jedoch soll an dieser Stelle eine Möglichkeit genügen.
Zum Anlegen einer Fibonacci-Projektion in einem Aufwärtstrend benötigt man drei Punkte: Das erste Trendtief, das im Anschluss folgende Trendhoch und das nächste Trendtief (der Korrektur der ersten Bewegung) (bei einem Abwärtstrend benötigt man es umgekehrt: Hoch, Tief, Hoch).
Die dann verwendeten Kursziele starten meistens bei der 0,786 und können dann theoretisch unendlich skaliert werden. Die gängigen nächsten Level sind: 1, 1,272 und 1,618.

Sowohl bei den Retracements, als auch bei den Projektionen handelt es sich aber immer nur um Zonen, auf die die Marktteilnehmer häufig reagieren. Dies muss nicht zwangsläufig der Fall sein.

Fibonacci Kursverlauf

Andere Werkzeuge

Ganz andere Fibonacci-Werkzeuge sind z.B. Zeitzonen, Kanäle oder Kreise, welche allerdings deutlich seltener genutzt werden.

 

Handelsstrategien Fibonacci

Während z.B. das Fibonacci-Retracement oder die Fibonacci-Projektion lediglich einzelne Werkzeuge sind, gibt es auch ganze Strategien und Handelsmethoden, welche auf der Zahlenfolge und unter anderem den genannten Instrumenten beruhen.
Sehr bekannt ist die Elliott-Wellen-Theorie, welche von der Prämisse ausgeht, dass sich der Markt in Wellen bewegt, dessen Anzahl/Zusammensetzung/… auf Fibonacci-Zahlen beruht. So besteht die grundlegende Struktur aus 5 Wellen in Trendrichtung (Zählweise: 1, 2, 3, 4, 5) und 3 Korrekturwellen (Zählweise: a, b, c). Die einzelnen Wellen können wiederum unterteilt werden, wobei Welle 1, 3 und 5 (sowie auch a und c) jeweils als „Antrieb“ in die derzeit aktive Richtung gelten. Welle 2 und 4 (sowie b) stellen jeweils wieder Korrekturen der aktiven Bewegung dar. Deshalb lassen sich laut der Elliott-Wellen-Theorie die Wellen 1, 3, 5, a und c in 5 Subwellen und die Wellen 2, 4 und b in 3 Subwellen einteilen. Diese Einteilung kann auf den verschiedenen Ebenen vorgenommen werden und man erhält dadurch eine Wellenanzahl, die sich in der Fibonacci-Zahlenfolge ebenfalls wiederfindet (5 und 3 sind Fibonacci-Zahlen und die Anzahl der Subwellen nach der eben beschriebenen Einteilung beträgt dann 34 (= 5x 5 Subwelllen + 3x 3 Subwellen), was wiederum eine Fibonacci-Zahl ist). 
Dies ist aber lediglich die Grundstruktur der Theorie.

Es gibt auch Trader, welche harmonische Muster/Patterns handeln. Diese basieren vor allem auf Fibonacci-Levels, dessen Ratios eben harmonisch erscheinen. Aus diesem Grund finden sie - wie bereits erwähnt - auch Anwendung in der Architektur, Malerei und etlichen weiteren Gebieten.

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Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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