Keile - dynamisch zuschlagen

  Bullische Keil_Start

Die Keile gelten allgemein als Fortsetzungsformationen, können jedoch auch in selteneren Fällen eine Trendumkehr signalisieren. Die Interpretationsweise ist abhängig von der Neigung und Ausbruchsrichtung, jedoch kann man in jedem Fall an einer neuen Bewegung partizipieren.

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Wie erkenne ich einen Keil?

Ein Keil ist erkennbar durch einen Kursverlauf zwischen zwei konvergierenden Trendlinien. Im Gegensatz zum symmetrischen Dreieck oder Wimpel hat ein Keil jedoch eine eindeutige Neigung, welche auch gleichzeitig Aufschluss darüber gibt, wie man ihn interpretieren sollte. Die Neigung entsteht dadurch, dass die beiden Trendlinien - im Gegensatz zum Wimpel - in eine Richtung zeigen (also entweder fallend oder steigend sind).
Liegt ein fallender Keil vor, so ist dieser bullisch zu interpretieren. Man wird ihn meistens als Korrektur in einem Aufwärtstrend sehen, welche zwangsläufig entgegen der Haupttrendrichtung verläuft. Tritt ein fallender Keil in einem Abwärtstrend auf, so besteht die Chance einer bevorstehenden Trendumkehr.

Bei dem steigenden Keil verhält es sich genau entgegengesetzt; dieser wird auch bärischer Keil genannt. Er tritt somit inmitten eines Abwärtstrends als Korrektur oder als Top-Formation auf.

Wie kann ich den Keil handeln?

Da bei der Formation der Kursverlauf durch zwei Trendlinien begrenzt wird, kann nach einem erfolgreichen und nachhaltigen Ausbruch eine Position eröffnet werden. Dieser hat meistens einen dynamischen Charakter, nachdem die Volatilität innerhalb des (sich zuspitzenden) Keils immer weiter abgenommen hat. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Trendlinien je nach Chartskalierung (arithmetisch oder logarithmisch) anders verlaufen können. Auch die Art und Weise wie man die Trendlinie einzeichnet (z.B. über die Kerzenkörper oder die Dochte/Lunten) hat eine Auswirkung darauf, wo die Linie genau ist und somit auch darauf, wann ein Ausbruch wirklich gewertet werden kann. Aus diesem Grund ist die Verwendung einer Stop-Order nicht unbedingt die beste Variante. Diese würde man (mit etwas Toleranz) oberhalb der oberen Trendlinie (beim bullischen Keil) bzw. unterhalb der unteren Trendlinie (beim bärischen Keil) platzieren.

 

Die bessere Wahl ist meistens aber die konservativere Variante einer Limit-Order. Hier wird zuerst der Ausbruch abgewartet und auf die Nachhaltigkeit überprüft, welche durch Schlusskurse außerhalb des Keils und einen Handelsvolumenanstieg gekennzeichnet ist. Im Anschluss spekuliert man auf eine Rückkehrbewegung an die obere (bullischer Keil) bzw. an die untere Trendlinie (bärischer Keil). In dieser Region wird dann auch das Buy- bzw. Sell-Limit platziert. Die Rückkehrbewegung sollte tendenziell von geringerem Volumen begleitet werden, da sie gegen die neue Bewegungsrichtung gerichtet ist, welche man als neuen Trend (Trendfortsetzung) erwartet. Dieses präferierte Volumenverhalten ist Bestandteil der Dow-Theorie: „Volumen muss den Trend bestätigen.“

Bild 1: Bullische Keil

Dieser bullische Keil wurde nach oben verlassen und auch eine Rückkehrbewegung fand statt. Die blaue Zielregion ergibt sich, indem die vorherige Bewegung (vor dem Keil) gemessen und am Ausbruchspunkt angelegt wird (US100, H1, 03.08.2020 bis 11.08.2020).

Bullische Keil

Hat man einen Keil entdeckt und seine Limit-Order platziert, so sollte auch das Risiko abgesteckt werden. Den Stop-Loss kann man vergleichsweise nah am Einstiegskurs platzieren, da das Setup bereits nicht mehr gegeben ist, wenn der Kurs zurück in den Keil fällt. Da es jedoch ratsam ist einen Toleranzbereich zu lassen, darf der Stop-Loss auch nicht zu nah gesetzt werden. In jedem Fall sollte jedoch das letzte Tief (bullischer Keil) oder das letzte Hoch (bärischer Keil) nicht unter-/überboten werden. Tritt dieser Fall ein, stellt sich die Idee einer neuen Trendbewegung als falsch heraus und das Setup ist nicht mehr gegeben. Deshalb kann der Stop-Loss gut unterhalb des letzten Tiefs bzw. oberhalb des letzten Hochs platziert werden.

Der Take-Profit ist schwieriger zu ermitteln. Häufig tritt ein Keil in der Mitte einer Gesamtbewegung auf, so wie auch ein Wimpel oder eine Flagge. Um dann das Kursziel zu ermitteln, muss die Höhe der vorherigen Bewegung gemessen und am Ausbruchspunkt des Keils angelegt werden. In jedem Fall ist das erste wichtige Ziel für den Trend jedoch das Maximum/Minimum des Keils. Liegt ein bullischer Keil als Fortsetzungsformation vor, ist das höchste Hoch des Keils normalerweise auch das letzte Trendhoch, denn ab dort hat die Korrektur (in Keilform) eingesetzt. Dieses Hoch muss für die Trendfortsetzung überboten werden und entscheidet somit über den weiteren Verlauf. Sollten die Marktteilnehmer daran scheitern, ist die Fortsetzung in Gefahr. Dasselbe gilt auch für den bärischen Keil, jedoch spielt hier das Tief die entscheidende Rolle und muss unterboten werden.

Hier muss man jedoch nicht bereits seinen Take-Profit platzieren, da man grundsätzlich davon ausgeht, dass sich der vorherrschende Trend auch durchsetzen wird (gemäß der Dow-Theorie). Allerdings kann hier z.B. das Risiko reduziert werden (falls die Trendstärke nachlässt und die Gefahr begründet höher wird, dass es keine Fortsetzung gibt), indem z.B. der Stop-Loss auf den Einstandskurs nachgezogen wird (dann: nahezu risikofreier Trade).

Will man dies nicht, aber das Risiko soll reduziert werden, bleibt noch die Option eines Teilverkaufs der Position. Wenn es aber keinen Grund dafür gibt und der Trend setzt sich stark durch, dann kann darauf verzichtet werden

Bild 2: Bärische Keil

Der bärische Keil wurde nach unten verlassen, worauf eine Rückkehrbewegung folgte. Hat man den Stop-Loss über dem letzten Hoch platziert, konnte man selbst am alten Tief schon ein CRV von 3 realisieren oder zumindest Teilgewinne sichern (BTCUSD, H1, 21.09.2020 bis 25.09.2020).

Bärische Keil

Worauf kann ich noch achten?

Der Keil selbst besteht aus fallenden Hochs und Tiefs (bullischer Keil) und ist somit eine Korrektur (als Abwärtstrend) des übergeordneten Aufwärtstrends. Sollte beim Ausbruch aus dem Keil nun diese kurzfristige Reihe fallender Tiefs und Hochs bereits gebrochen werden, ist in dieser Zeitebene bereits der Trendwechsel geschehen und man kann „beruhigt“ per Limit bei einer Rückkehrbewegung einsteigen.
Dasselbe gilt analog für den bärischen Keil mit steigenden Hochs und Tiefs.

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Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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