Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 4)

Pivot Points

Nachdem in den ersten drei Teilen dieser Reihe die Grundlagen für ein erfolgreiches Arbeiten mit der Point & Figure-Charttechnik gelegt wurden, wird Ihnen dieser Artikel eine Möglichkeit aufzeigen, wie dieses Wissen zur Ausarbeitung eines einfachen Asset Allocation-Modells genutzt werden kann.


Frischen Sie Ihr Wissen zu Point&Figure auf.

Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 1)

Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 2)

Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 3)


Versetzen Sie sich für einen kurzen Moment in die Lage eines fi ktiven Fondsmanagers, der die Aufgabe hat, für seine Kunden in die attraktivsten Aktienmärkte zu investieren. Der Manager kann in diesem Fall zwischen den „big three“ wählen, dem deutschen DAX, dem US-amerikanischen S&P 500 sowie dem japanischen Nikkei-225. Der Fonds darf nur in passive, also den Index abbildende Produkte wie ETFs oder Zertifikate investieren und ferner keine Liquidität halten.

Welche Möglichkeiten stehen unserem Fondsmanager zur Verfügung? Lassen Sie uns mit dem einfachsten, dem „naiven“ Ansatz beginnen. Der Fondsmanager teilt das Fondsvermögen auf und investiert zu gleichen Teilen in den DAX, S&P 500 und Nikkei-225. Der Return des Fonds entspricht somit dem gewichteten Mittelwert der Rendite der drei Indizes. Berücksichtigt man fondsinterne Kosten und Gebühren, so könnte der Anleger diese Strategie sicherlich effizienter umsetzen. Zudem trägt sie dem Kundenwunsch „… in die attraktivsten Aktienmärkte zu investieren“ nicht Rechnung.

Die Technische Analyse bietet eine Reihe interessanter Instrumente, mit denen attraktive Assetklassen selektiert werden können. Eines der bekanntesten Konzepte stellt in diesem Zusammenhang die sogenannte „Relative Stärke“ dar. Leider kommt es dabei häufi g zu Missverständnissen, da im Laufe der Jahre immer neue Indikatoren mit diesem Label ersonnen wurden, wie beispielsweise der Relative Stärke Index oder die Relative Stärke nach Levy. Im Formelkasten (unten links) wird unter Relativer Stärke das Kursverhältnis (Quotient, Ratio) zwischen zwei Assetklassen verstanden.

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Die Berechnungen werden fortlaufend durchgeführt, wobei nicht die absolute Ergebniszahl, sondern die sich abzeichnenden Trends von Interesse sind. Ein steigendes Ratio zeigt an, dass sich Assetklasse 1 stärker (besser) entwickelt als Assetklasse 2. Die Relative Stärke-Linie könnte nun zu diesem Zweck beispielsweise mit Trendlinien analysiert werden. Dagegen ist nichts einzuwenden, außer dass Trendlinien ziemlich subjektiv sind: Wie wird eine Linie eingezeichnet und wann ist der Trend gebrochen?

An anderer Stelle wurde in dieser Artikelreihe bereits festgestellt, dass Signale auf Point & Figure-Charts weitestgehend frei von subjektiven Interpretationsmöglichkeiten sind, denn: Ein Kaufsignal (Verkaufssignal) liegt vor, wenn das Hoch (Tief) der letzten X-Spalte (O-Spalte) überschritten (unterschritten) wird.

Um die Vorzüge beider Konzepte miteinander zu verbinden, wird die Relative Stärke-Linie in einen Point & Figure-Chart umgewandelt. Bei Tradesignal Online ist dies mit dem Indikator „Spread Quot“ und einem Klick auf „Chart“ – „Point&Figure“ möglich. Ein Blick auf Bild 1 soll die Vorgehensweise veranschaulichen.

Bild 1: Relative Stärke als Point & Figure-Chart

Bild 1 Relative Stärke als Point & Figure-Chart

Bild 1: Die Relative Stärke kann in Tradesignal Online als Point & Figure-Chart dargestellt werden.

 

Bild 2: Equity-Kurve der Strategien

Bild 2 Equity-Kurve der Strategien

Bild 2: Dargestellt sind die Kapitalkurven für Buy and Hold, Long Only und Long/Short im Vergleich.

Die beiden oberen Balkencharts stellen das wöchentliche Kursgeschehen des S&P 500 (oben) und des DAX (Mitte) dar. Im unteren Drittel der Grafi k wurde die Relative Stärke zwischen diesen Märkten als Point & Figure-Chart abgetragen. Im zweiten Halbjahr 2009 befand sich die Relative Stärke im Aufwärtstrend. Um eine Trendumkehr zu bestimmen, wird auf einen Bruch des Tiefs der letzten O-Spalte geachtet. Zur besseren Visualisierung wurde eine blaue Linie hinzugefügt und zum jeweils nächsthöheren Tief der O-Spalte weitergezogen. Der Trendwechsel fand im Frühjahr 2010 statt. Das Signal bleibt solange intakt, bis das Hoch der letzten XSpalte überschritten wird (siehe rote Linie); dies trat Anfang 2011 ein und blieb bis zur Redaktionsvorlage des Artikels in der letzten Juliwoche vorherrschend.

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Ein einfaches Selektionsmodell entsteht

Mit diesen Anregungen soll nun ein einfaches Selektionsmodell mit folgenden Eckpunkten erarbeitet werden: 

  • Märkte: DAX, S&P 500 und Nikkei-225.
  • Währungseinfl üsse werden nicht berücksichtigt.
  • Basis für die Untersuchungen sind wöchentliche Kursdaten (Tradesignal Online stellt wöchentliche Kursdaten seit Juli 2001 zur Verfügung).
  • Die Signalgenerierung erfolgt zum Wochenschlusskurs, die Umsetzung des Handelssignals zum Eröffnungskurs der darauff olgenden Woche.
  • Ein Handelssignal tritt auf, wenn sich der Trend der Relativen Stärke umkehrt (nach einem Abwärtstrend wird das Hoch der letzten X-Spalte überschritten beziehungsweise
  • nach einem Abwärtstrend wird das Tief der letzten O-Spalte unterschritten).
  • Das Handelssignal bleibt solange gültig, bis sich der Trend der Relativen Stärke erneut umkehrt.
  • Transaktionskosten bleiben unberücksichtigt.
  • Es werden keine Stopps gesetzt.
  • Als Benchmark gilt das „naive“ Portfolio, das sich zu jeweils einem Drittel aus DAX, S&P 500 und Nikkei-225 zusammensetzt.

In der ersten Strategie („Long Only“) wird nur in die Märkte mit Relativer Stärke investiert. Das gesamte Investitionsvolumen wird folglich auf maximal zwei Märkte verteilt (mindestens ein Markt muss per Defi nition „schwach“sein). In der zweiten Strategien („Long/Short“) wird eine Long-Position in Märkten mit Relativer Stärke und gleichzeitig eine Short-Position in schwachen Märkten eingegangen. Es wird unterstellt, dass im Fall eines Short-Engagements der gesamte Gegenwert als Margin hinterlegt werden muss.

Somit verteilt sich je ein Drittel des Investitionsvolumens zu gleichen Teilen auf die jeweiligen Märkte. Die noch vergleichsweise einfachen Strategien konnten das „naive“ Benchmark-Portfolio hinsichtlich der Wertentwicklung deutlich hinter sich lassen. Somit ist es möglich, mit passiven Investmentprodukten eine aktive Relative-Return-Anlagestrategie umzusetzen. Während die „Long-Only“-Strategie ihre Vorteile klar in aufwärts gerichteten Trendmärkten ausspielt, ist es umso erstaunlicher, dass die „Long/Short“-Strategie dennoch eine derart positive Entwicklung aufweist. Aus dieser Beobachtung können aus Sicht des Autors zwei Schlüsse gezogen werden:

  • Bei der Kapitalanlage ist es wichtiger, Risiken zu vermeiden als sich ausschließlich auf hohe Renditen zu fokussieren. Nach einem vergleichsweise geringeren Drawdown kann das Vermögenswachstum von einer höheren Basis fortfahren.
  • Wenn der Anleger akzeptiert, dass auch zukünftig Korrekturen und Kurseinbrüche zum Börsengeschehen gehören, kann es sinnvoll sein, die Beimischung von Short-Engagements in Erwägung zu ziehen.

Bild 3: Statistik der Handelsstrategien

Bild 3 Statistik der Handelsstrategien

Bild 3: Eine Transaktion entspricht einem Kauf oder einem Verkauf und beinhaltet auch Portfolioanpassungen (Quotenreduzierungen/-erhöhungen)

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Bei der Abwägung, ob eine Strategie implementiert werden soll, ist es wichtig, möglichst viele Gesichtspunkte in die Entscheidung einfl ießen zu lassen. Neben dem Drawdown können beispielsweise der größte Wochenverlust oder auch die Volatilität in die Diskussion eingehen. Diese und weitere Kennzahlen der beiden Strategien sowie der Benchmark können Sie Abbildung 3 entnehmen. In diesem Artikel wurde Ihnen demonstriert, wie bereits eine sehr einfache Relative Stärke-Strategie zu einem deutlichen Nutzengewinn führen kann. Wenn die Relative Stärke als Point & Figure-Chart abgetragen wird, entfällt zudem die ansonsten subjektive Interpretation der Signale. Die Strategien sind sicherlich verbesserungsfähig. So ist es von elementarer Bedeutung, ob Sie als Anleger die Konsequenzen eines Relative Return-Ansatzes gänzlich akzeptieren können, oder womöglich der Absolute Return-Ansatz besser für Ihre Bedürfnisse geeignet ist. Verbesserungspotenzial sieht der Autor besonders im Zusammenhang mit Drawdowns und den Wochenverlusten. In die Statistik ging die Finanzmarktkrise ein, die sich hoffentlich als einmaliges Ereignis darstellt. In jedem Fall sollten jedoch größere Verluste vermieden werden. Eine Möglichkeit könnte hier ein Filter darstellen, der Long-Engagements nur dann erlaubt, wenn sich der Kurschart in einem Aufwärtstrend befi ndet respektive Short-Positionen erst geöffnet werden, wenn sich der Markt in einem Abwärtstrend befi ndet. Auch in diesem Zusammenhang dürfte Ihnen die Point & Figure-Charttechnik gute Dienste leisten.

Autor

Thomas Kaschel

Thomas Kaschel

Thomas Kaschel verfügt über die Analystendiplome CIIA (Certified International Investment Analyst) und MFTA (Master of Financial Technical Analysis).

Quelle: TRADERS' Mag.


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