Rangebar-Analyse - So finden Sie handelbare Situationen

Rangebars - Werkzeug

In einem früheren Artikel haben Sie die Grundlagen der neuen Chartart Rangebars kennengelernt. Im zweiten Teil dieser Serie zeigt Thomas Bopp einige Auffälligkeiten, mit denen sich handelbare Situationen aufdecken lassen, die Sie schließlich in treffsichere Trades umsetzen können.


Frischen Sie das Wissen aus dem ersten Artikel nochmals auf.

Rangebars - Das neue Werkzeug für Kurzfrist Trader

Hier noch eine elementare Kurzbeschreibung für die Rangebars:

Rangebar - Ein ganz besonderer Chart.


Zu Beginn gehen wir auf den Momentum-Indikator ein. Für den Indikator wurde eine Länge von 13 Kerzen angenommen, als Signalgeber wurde ein Gleitender Durchschnitt (GD) mit einer Periode von 28 auf den Indikator berechnet. Zur Veranschaulichung wurde in Bild 1 ein langfristiger Range-Chart erstellt. Die vertikalen Abteiler sind die einzelnen Jahre. Systeme brauchen immer die gleichen Rahmenbedingungen. Der Chart zeigt, dass ab 2003 die Dynamik mehrmals von niedrig auf hoch schwenkte. Während die Jahre 2004 und 2005 kaum zu sehen sind, kam es in den Jahren 2008 und 2011 zu einer deutlich höheren Anzahl an Rangebar-Ausbildungen.

Bild 1: DAX Range-Chart

Bild 1: DAX Range-Chart

Bild 1 zeigt den DAX-Future als Range-Chart mit einer Einstellung von 30 Ticks. Unschwer zu erkennen sind die hochvolatilen Jahre 2008 und 2011, die die Erstellung einer Handelssystematik deutlich erschweren.

Kostenlose Demo NanoTrader

Kombination Rangebar und Umsatz

Beginnen wir mit dem Umsatzvolumen, das uns erste Hinweise darauf gibt, wann sich eine Bewegung dem Ende nähern könnte. In vielen Artikeln wurde bereits erwähnt, dass extreme Hoch- oder Tiefpunkte meist mit hohem Volumen zusammenfallen; Volumen ist das Benzin der Börse. Es stellt das Interesse der Käufer und Verkäufer gegenüber und zeigt zugleich Gier und Angst. Meist paaren sich Gewinnmitnahme und Verlustbegrenzung an bestimmten Stellen im Chartbild; dazu kommen noch Neueinsteiger, die zu spät auf den fahrenden Zug aufspringen. Je weiter sich eine Bewegung entwickelt hat, desto wichtiger sind solche Umsatzhinweise, denn dann kommt es zur Überlagerung dieser Gruppen.

Nehmen wir das Beispiel einer Aufwärtsbewegung. Ein hoher Rangebar-Umsatz am Ende einer Trendbewegung nach oben entsteht durch Trader, die am Top long gehen, weil sie mit dem Einstieg zu lange gewartet haben. Auch Leute mit Verlusten sind dabei, die den Schmerz ihrer bestehenden Short-Position nicht mehr aushalten können und ihre Position endgültig schließen. Dann gibt es da noch die Gewinner dieser Bewegung, die ihre Positionen zum richtigen Zeitpunkt verkaufen – und zwar an diejenigen, die zu spät auf den Zug aufgesprungen sind. Beides sorgt dafür, dass der Kurs für längere Zeit in einer Range bleibt und nur selten neue Hochs ausgebildet werden. Käufer und Verkäufer halten sich die Waage. Neue Hochs werden nur dann gebildet, wenn die Anzahl der Käufer die der Verkäufer deutlich übertrifft.

Während zum Beispiel im normalen Chartbild eines das Volumen wieder bei Null beginnt, wenn eine neue Kerze anfängt, kann es im Rangebar mitunter dreimal so lange dauern, bis sich eine Volumenspitze ansammelt. Solange die eingestellte Grenze der Range nicht ausgenommen wird, erhöht sich der Umsatzbalken um jeden Trade, der getätigt wird. Genauer hinzuschauen lohnt sich erst, wenn diese Volumenspitze gegenüber den letzten acht bis zehn Vorgängern mindestens doppelt, besser noch dreifach so hoch ist. In Bild 2 sind im DAX-Future die Umsatzhöhepunkte nummeriert. Die eingestellte Range beträgt 30 Ticks, entsprechend volle 15 Punkte. Die gleiche Einstellung wurde übrigens auch für den äußerst langfristigen Chart in Bild 1 genutzt. Die Punkte 3, 4 und 7 sind markante Trendwendepunkte, die man allerdings erst im Nachhinein einfügen kann. Erst die nachfolgende Bewegung zeigt uns effektiv, ob es zu einer Gegenbewegung kommt oder nicht. Die anderen Markierungen sind per Definition nur Pausen im Trend. Das Volumen gibt uns also den ersten Hinweis darauf, wann wir einen längeren und genaueren Blick auf den Chart werfen sollten.

Damit sind wir bereits beim zweiten Problem angelangt: Man weiß nie, in welchem Trendabschnitt man sich gerade befindet. Ist man in der Mitte oder in der Nähe einer Endzone? Die Mitte würde anhand des Umsatzanstiegs eine Pause im Trend bedeuten, die Nähe zur Endzone eine mögliche Trendwende.

Bild 2: Volumenspitzen sind Hinweise für eine Trendwende

Bild 2 Volumenspitzen sind Hinweise für eine Trendwende

Bild 2: Trendwenden gehen oft mit einem Anstieg im Volumen einher. Dieses sollte doppelt bis dreifach so hoch sein wie in den acht bis zehn Rangebars davor.

Kostenlose Demo NanoTrader

John Bollingers Erfindung im Einsatz

Wie bereits im ersten Artikel angesprochen, kann nahezu jeder Indikator auf Rangebars angesetzt werden. Um festzustellen, ob sich der Kurs an einem Extrempunkt befindet, werden zwei Bänder-Indikatoren verwendet. Auf diese Idee kam Profi Trader Suri Dudella, der dies zum ersten Mal in seinem Buch „Trade Chartmuster wie die Profis“ erklärt hat.

In Kombination mit Volumenspitzen sieht man hier auf den ersten Blick, ob sich der entsprechende Wert am Trendende oder in einer Trendkonsolidierung befindet. Bild 3 zeigt die Bollinger-Bänder mit einer Einstellung von 28 Perioden und einer Standardabweichung von 2,25 über den Range-Chart gelegt. Zweimal wurde das untere, einmal das obere Band angelaufen. Doch der DAX-Future schwächelte in der linken Hälfte bereits vor der Berührung des oberen berechneten Bandes – ein weiterer Rangebar nach oben wäre für eine Berührung nötig gewesen.

Da die Bollinger-Bänder, je nach Volatilität, sich zusammenziehen oder auseinanderlaufen, wird das Extrem oft nicht erreicht, vor allem weil beide Bänder eine zu große Spanne zum jeweiligen Zeitpunkt aufweisen. Aus diesem Grund sind zusätzlich Keltner-Channel notwendig.

Bild 3: Die Schwäche der Bollinger-Bänder

Bild 3 Die Schwäche der Bollinger-Bänder

Bild 3: Im gleichen Chart des DAX-Future geben die Bollinger-Bänder gute Hinweise auf Extremkurse. Allerdings werden durch das Auseinanderlaufen der Bänder manche Tops nicht erwischt.

Kostenlose Demo NanoTrader

Strategie Snapshot

Zusatz Keltner-Channel

Chester W. Keltner entwickelte den Indikator in den 60er Jahren. Der Aufbau des Keltner Channels (KCH) ist einfach gehalten und im Kern anderen Indikatorkonzepten, die mit Bandbreiten oder Kanälen arbeiten, ähnlich. Zuerst wird ein Gleitender Durchschnitt (GD) gebildet, die Basis hierfür bildet der sogenannte „typische Preis“, der sich aus der Summe von Höchst, Tiefst- und Schlusskurs, geteilt durch drei, berechnet. Im zweiten Schritt wird der Durchschnittswert der täglichen Handelsspanne, bekannt unter dem Namen „Average True Range“ (ATR)*, berechnet. Dieser Wert ist ein Maß für die Beweglichkeit und kann durch Multiplikation mit einem Faktor an unterschiedliche Anwendungsbereiche angepasst werden. Die ATR wird nun mit einem Multiplikator versehen zum GD addiert (oberes Band) beziehungsweise von diesem subtrahiert (unteres Band). Das Original nutzt die Einstellung von 20 Perioden für den GD mit einem Multiplikator von 1,0 für die ATR. Für Rangebars wird der Keltner Channel auf eine kürzere Berechnungsmethode von 14 und einem Multiplikator von 2,5 angepasst. So fängt man Extremstände besser ein und erkennt, wann ein Bewegungsende abzusehen ist. Bild 4 zeigt den Indikator auf den Kursverlauf berechnet. Hier werden schon deutlich mehr Spitzen gezählt, die außerhalb der Bänder liegen. Im Gegensatz zur empfohlenen Vorgehensweise im Tageschart, bei dem man laut Entwickler auf eine Trendfortsetzung setzen soll, wenn eines der Bänder ausgenommen wird, zeigen uns die Keltner-Bänder das genaue Gegenteil an. Die Wahrscheinlichkeit für ein Trendende steigt. Im Vergleich mit den Bollinger-Bändern sind hier deutlich mehr Berührungspunkte gegeben.

Bild 4: Keltner Channel im FDAX-Range-Chart

Bild 4: Keltner Channel im FDAX-Range-Chart

Bild 4: Während Bollinger-Bänder durch die Volatilitäts-Anpassung manche Extreme verpassen, wird dieses Problem durch den zusätzlichen Einsatz von Keltner Channels beseitigt.

Kostenlose Demo NanoTrader

Die Kombination macht‘s

Wir haben jetzt Volumenspitzen, die den ersten Hinweis auf eine Trendwende geben; zusätzlich legen wir die beiden Bänder über den Kursverlauf, wodurch sich gute Einstiegsbereiche für eine mögliche Trendwende ergeben. Bild 5 zeigt das Ergebnis. Ein Setup ist generiert, sobald sich der Kurs außerhalb eines oder beider Bänder befindet und eine Volumenspitze aufweist (Punkt 3, 4 und 7 in Bild 5). Alle anderen Punkte sind disqualifiziert und im Bild durchgestrichen. Die Rangebars zeigen also Setups für eine Trendwende an. Kommt es danach zu einem Rangebar gegen den vormals vorherrschenden Trend, erfolgt der Einstieg in eine Position mit Maximalziel am gegenüberliegenden Band. Im Beispiel des DAX-Future wären die drei oben angesprochenen Punkte zum Handel freigegeben. Allerdings sollte man Setups in der letzten Handelsstunde nicht handeln, da der DAX-Future am Folgetag mit einem Gap in die falsche Richtung eröffnen könnte. Ein Setup dieser Art sieht man bei Punkt 3. Zwischen 18:00 und 22:00 Uhr wurde ein Signal generiert, das durch das Eröffnungs-Gap am Folgetag schnell in die Kurszielzone lief. Hier empfiehlt es sich, eine noch offene Position aus Sicherheitsgründen zu schließe – speziell im deutschen Aktienindex-Future, der für seine oftmals überraschend in die andere Richtung weisenden Eröffnungs-Gaps bekannt ist.

Bild 5: Volumenspitzen und Kurs zwischen Bändern sind Setups

Bild 5: Volumenspitzen und Kurs zwischen Bändern sind Setups

Bild 5: Die Kombination von Volumen und den beiden Bändern führt zu einem Setup für Trendwenden. Von sieben Ereignissen mit hohem Umsatz bleiben drei reale Setups übrig, die man im Beispielchart des DAX-Future sieht.

Fazit

In diesem Teil zur Nutzung von Rangebar-Charts wurden verschiedene Auffälligkeiten im Chart aufgezeigt, die zur Ausbildung eines Trading Setups führen.

Autor:

Thomas Bopp

Thomas Bopp handelt seit 20 Jahren an der Börse. Sein Handelsstil nutzt Optionsdaten als zusätzliches Kriterium der Marktanalyse

Quelle: TRADERS' Mag.


€uro am Sonntag Broker-Test:

Euro am Sonntag

„Der günstigste Broker. Die beste Orderausführung.“

Das renommierte Finanzmagazin „€uro am Sonntag" testete 13 CFD-Forex-Broker auf mehr als 733 Kriterien. In diesem umfangreichen Test der Brokerage-Branche erreichte der  Broker WH SelfInvest einmal mehr den „Gesamtsieg".

Testen Sie unverbindlich die preisgekrönte NanoTrader Plattform.

Aktivitäten und kostenlose Kurse