Umkehrformationen II: Doppelboden und -top

Schulter-Kopf-Schulter Start

Eine weitere Umkehrformation ist die Schulter-Kopf-Schulter oder auch kurz SKS genannt. Sie zeigt einen potenziellen Trendwechsel an, welchen man mit einem guten Erwartungswert handeln kann. Die SKS ist die bärische Variante, allerdings gibt es auch das bullische Pendant: die inverse Schulter-Kopf-Schulter (iSKS). Beide Möglichkeiten können sowohl in sehr kurzfristigen Intraday-Charts, als auch in langfristigen Kursverläufen (z.B. im Wochenchart) identifiziert werden.

Der Vorteil dieser Formation ist, dass der Trendwechsel direkt ersichtlich ist, da die Reihe steigender Hochs und Tiefs (im Aufwärtstrend) bzw. fallender Hochs und Tiefs (im Abwärtstrend) beendet wird. Die Kenntnis zu der Formation ist dementsprechend nur bedingt nötig, wenn man z.B. das richtige Kursziel bestimmen möchte. Man kann sich jedoch auch rein auf Basis der Dow-Theorie die Aussagekraft der SKS gut herleiten.

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Gewusst? : Schulter-Kopf-Schulter: Achtung Trendwende!

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Kursverlauf (SKS)

Die Schulter-Kopf-Schulter ist eine Top-Formation mit einem klar ersichtlichen Trendwechsel. In einem Aufwärtstrend wird die letzte Trendbewegung zum Großteil korrigiert oder sogar bereits das letzte Trendtief unterschritten. Im zweiten Fall ist die Trendumkehr bereits geschehen. Im Anschluss findet eine Erholung statt, welche jedoch nicht mehr an das letzte Hoch heranreicht. Abschließend folgt dann die Vollendung der Formation, wenn der nächste Abverkauf die Nackenlinie unterschreitet.

Die Nackenlinie wird bei der SKS unterhalb der Tiefs eingezeichnet und spielt in dreierlei Hinsicht eine bedeutende Rolle: Auf der einen Seite ist sie nötig, um das Kursziel bestimmen zu können. Zudem muss sie auch nachhaltig unterschritten werden, damit die Formation ihre Gültigkeit erhält und kann als Einstiegspunkt für einen Trade gesehen werden.
Generell kann man an der Neigung der Linie auch erkennen, wie die Marktteilnehmer gestimmt sind. Ist die Nackenlinie nach unten geneigt liegt das daran, dass das zweite Tief tiefer ist als das erste. Dies ist bärisch und unterstützt den Trendwechsel erneut; im Gegensatz zu einer steigenden Nackenlinie.

Der Begriff Schulter-Kopf-Schulter kommt nun von der Konstruktion. Es gibt zwei Hochs auf ungefähr ähnlicher Höhe (die Schultern) und dazwischen einen höheren „Kopf“.

Bild 1 : Schulter-Kopf-Schulter (SKS)

Schulter-Kopf-Schulter 1

Im Chart hat sich eine SKS ausgebildet, welche an den zwei Schultern und dem Kopf erkennbar ist. Mit dem Bruch der Nackenlinie wurde die Formation erfolgreich bestätigt und der Trend dreht in einen Abwärtstrend (US30, H1, 05.06.2020 bis 12.06.2020).

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Handelsmöglichkeit (SKS)

Da die SKS bestätigt wird, sobald die Nackenlinie gebrochen ist, kann eine Sell-Stop-Order unterhalb dieser platziert werden. Es ist sinnvoll dabei zusätzlich auf das letzte Tief zu achten. Je nach der Neigung der Nackenlinie, geht ein Bruch dieser mit einem Unterschreiten des letzten Tiefs einher. In dem Fall wird gleichzeitig der neu etablierte Trend bestätigt, welchen man nun mitnehmen möchte. Ist die Nackenlinie aufwärts geneigt, erhält man mit dem Bruch der Nackenlinie noch kein Signal der Trendfortsetzung; dies geschieht erst beim Unterbieten des letzten Tiefs. Dennoch ist die SKS dann bereits bestätigt.
Eine weitere Option für den Einstieg ist das Abwarten des Ausbruchs, um sich anschließend bei einem potenziellen Retest der Nackenlinie mit einer Sell-Limit-Order zu positionieren. Damit reduziert man die Gefahr bei einem Fehlausbruch eine Position einzugehen und kann zunächst den nachhaltigen Ausbruch und dadurch die Bestätigung der SKS abwarten.
Das Kursziel der SKS ist - wie bei anderen Umkehrformationen auch - nur das mindeste Ziel. Die Bewegung kann natürlich noch deutlich weiterlaufen und man kann z.B. eine Restposition (mit einem Stop-Loss auf Break Even) risikofrei weiterlaufen lassen, bis der Trend wieder dreht. Man bestimmt das Kursziel, indem die Höhe der Formation (Hoch bis Nackenlinie) gemessen und an der Ausbruchsstelle an der Nackenlinie angesetzt wird (nach unten).

Der Stop-Loss kann gut oberhalb der rechten Schulter platziert werden. Wird dieses Hoch erneut herausgenommen, dreht der Trend wieder seine Richtung und das Setup einer SKS ist nicht mehr gegeben.

Bild 2: SKS und gedrehter Trend

Schulter-Kopf-Schulter 2

Die bereits gezeigte SKS hat den Trend nachhaltig gedreht, sodass dieser über das berechnete Kursziel hinaus weiterläuft. Dieses wurde nahezu perfekt abgeholt und es erfolgten Gewinnmitnahmen, welche an den Lunten und der kleinen Gegenbewegung erkennbar sind (US30, H1, 07.06.2020 bis 12.06.2020).

Vergleich zur iSKS

Da die inverse Schulter-Kopf-Schulter einfach das bullische Gegenstück zur bereits beschriebenen SKS-Formation ist, können die getätigten Aussagen auch hier getroffen werden (andersherum).
Die iSKS besteht aus zwei ungefähr gleichhohen Tiefs (Schultern) und einem tieferen „Kopf“ dazwischen. Die Nackenlinie wird über die letzten Hochs gezogen und die Formation ist umso bullischer, desto steiler sie nach oben geneigt ist.

Bild 3: Inverse SKS

Inverse Schulter-Kopf-Schulter

In diesem Fall hat sich eine inverse SKS ausgebildet, sogar mit relativ langen Lunten an den Schultern und dem Kopf. Dies zeigt, dass die Käufer die Verkäufer zurückdrängen und bereits Druck ausüben – bullisch (EURUSD, M15, 21.08.2020 bis 24.08.2020).

Auch hier gibt es zwei Optionen in einen Trade einzusteigen. Entweder man wählt eine Buy-Stop-Order, welche oberhalb der Nackenlinie platziert wird oder man wartet zunächst den Ausbruch ab, um bei einem anschließenden Retest (falls vorhanden) mit einem Buy-Limit einzusteigen. Das Mindestkursziel ergibt sich ebenfalls aus der Höhe des Musters (Tief bis Nackenlinie), welche an der Ausbruchsstelle angesetzt wird. Eine Variante für einen Stop-Loss ist unterhalb der rechten Schulter, da ein Unterschreiten dieses Levels eine Wiederaufnahme des Abwärtstrends bedeuten würde.

Bild 4: SKS Gewinnmitnahme

Schulter-Kopf-Schulter 3

An dem Kursziel treten wieder Gewinnmitnahmen ein, allerdings wird der Trend gleich danach fortgesetzt. (EURUSD, M15, 21.08.2020 bis 24.08.2020).

Volumen

Die Definition eines Trends durch steigende bzw. fallende Hochs und Tiefs ist Teil der Dow-Theorie. Ebenfalls gehört dazu aber auch, dass das Volumen den Trend bestätigt. Das bedeutet, dass Bewegungen in Trendrichtung von höherem Volumen begleitet werden sollten, als die Verläufe entgegen des vorherrschenden Trends. Gerade Ausbrüche - z.B. bei einer Trendumkehr (hier der Ausbruch aus der (i)SKS) - gelten als zuverlässiger und nachhaltiger, wenn sie bei hohem Handelsvolumen geschehen.

Der Ausbruch über (bei der iSKS) bzw. unter (bei der SKS) die Nackenlinie sollte aus diesem Grund bei hohem Volumen geschehen, was symbolisiert, dass die Marktteilnehmer (zum großen Teil) die Bewegung stützen. Gerade bei einer Trendumkehr muss der neue Trend erst einmal etabliert werden, weshalb ein solches Signal (hohes Volumen bei der Umkehr) ein wichtiger Indikator dafür ist.

Der Retest der Nackenlinie ist dann eine Bewegung entgegen der (neuen) Trendrichtung und wird im Optimalfall von geringem Volumen begleitet.

Varianten

Allgemein sind die SKS und iSKS Trendumkehrformationen, allerdings können sie in seltenen Fällen auch eine Trendfortsetzung anzeigen. Es gilt weiterhin, dass die SKS bärisch und die iSKS bullisch ist, aber im Fall einer Fortsetzungsformation treten sie inmitten einer Bewegung (statt an einem Hoch oder Tief) auf und bestätigen die vorherrschende Richtung erneut.

Weitere Varianten sind komplexe Schulter-Kopf-Schulter-Formationen, welche z.B. auf jeder Seite zwei Schultern haben. Dies kann durchaus auftreten, verändert aber nichts an der Aussagekraft der Formation selbst.

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Schulter-Kopf-Schulter: Achtung Trendwende!

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Zusammenfassung

Die (inverse) Schulter-Kopf-Schulter-Formation gehört zu den Umkehrformationen und kann durch Stop- oder Limit-Orders gehandelt werden. Die zweite Variante dient vor allem dazu, Fehlausbrüche ausschließen zu können. Bei dem Muster lässt sich besonders gut das Ende der Reihe steigender (Wechsel vom Aufwärts- zum Abwärtstrend) bzw. fallender (Wechsel vom Abwärts- zum Aufwärtstrend) Hochs und Tiefs erkennen; dies ist die klassische Trendumkehr gemäß Dow.

Der Ausbruch über bzw. unter die Nackenlinie sollte unter Begleitung von hohem Volumen erfolgen, dient als Vollendung der Formation und setzt ein Kursziel frei, welches von der Entfernung der Höhe der (i)SKS entspricht. Im Anschluss kann probiert werden den weiteren Trendverlauf mitzunehmen; es handelt sich schließlich nur um das Mindestkursziel und der neue Trend ist gültig bis er wieder umgekehrt wird. Linie

Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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